Wir machen Museum!

15 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren haben sich angemeldet, um im Projekt „Wir machen Museum“ im Rahmen des Förderprogramms „Kultur macht stark/Museum macht stark“ mitzuwirken. Die meisten Kinder hatten einen Migrationshintergrund. Die Sprachkenntnisse waren sehr unterschiedlich. Kein Kind war vorher je in einem Museum. Die Projektkinder erkundeten zunächst das KULT.Kulturzentrum Neunkirchen und schauen hinter die Kulissen. Wer kennt die Bibliothek noch nicht? Wie funktioniert eine Galerie? Warum darf man in einer Keramikausstellung nicht herumrennen? usw.

Schritt für Schritt verlieren sie die Scheu vor dem fremden Universum „Museum“. Sie erfahren alles über den Museums- und Ausstellungsbetrieb und die Prinzipien der musealen Arbeit. Sie lernen die dort beschäftigten Akteure kennen.

Die Projektkinder erfahren mehr über die Wirkung von Farben und über verschiedene Präsentationsformen sowie über verschiedene Medien, die genutzt werden können, sichere und ansprechende Exponatpräsentation, Beschriftung usw. Wieder dreht sich viel um die Frage, wie Museum funktioniert. Welche Mittel werden eingesetzt, um die Dinge, die gezeigt werden, ins rechte Licht zu rücken? Da die Kinder alle im Grundschulalter waren, wurde hier vor allem am anschaulichen Beispiel praktisch experimentiert. Die Kinder begleiten den Aufbau der Rohrbach90-Ausstellung im Museum.

Das Thema „Farben“ faszinierte die Kinder. Viele andere Themen waren für die spezielle Zielgruppe zu „theoretisch“. Eindrucksvoll erleben sie die Wirkung von Farbe an der Umgestaltung eines Raumes: ein ursprünglich weißer Ausstellungsraum wird durch die Kinder zu einem schwarzen Raum. Sie malen die Wände an, verdunkeln die Lichtschächte und legen den Boden dunkel aus. Das macht allen großen Spaß.

Dennoch blieb bis zuletzt im Projekt unberechenbar an welchem Tag welche Kinder teilnehmen. Gleichzeitig luden die Peers jetzt schon andere Kinder ein, mitzukommen, um das Museum und das KULT zu erkunden. Sie geben ihr Wissen weiter, erläutern was der Schwerpunkt der Ausstellung ist und beantworten gemeinsam die Frage, was sie spannend im Leben von Günter Rohrbach finden, welche Exponate sie wo finden können und welche sie selbst gestalten möchten.

Ab jetzt wird es für die Kinder besonders spannend: Sie sprühen vor Ideen. Immer wieder müssen die Planungen an die Bedarfe der Kinder angepasst werden. Einige Projekttage wurden als offene Treffs gestaltet, zusätzliche Termine, bei denen die Kinder kommen konnten, wurden angeboten, um die Ideenumsetzung zu ermöglichen. Die Kinder bilden zwei Arbeitsgruppen und setzen sich mit dem Thema der Ausstellung handwerklich auseinander. Sie entscheiden sich einen eigenen Raum zu schaffen und eigene Objekte zu gestalten:

Die Kinder sind mit Feuereifer bei der Entwicklung der Exponate dabei. Sie wissen um die generellen Museumsaufgaben des Sammeln, Bewahren, Erforschen und Präsentieren und wenden das auf ihr Projekt an. Sie lesen sich ein, suchen Bilder und Informationen zu den einzelnen Themen und setzen um:

Es entsteht eine Arbeitsgruppe „Meere und Meeresfahrzeuge“: in Anlehnung an den Film „das Boot“, der eine Schlüsselrolle im Leben von Günter Rohrbach einnahm (von den Kindern altersgemäß aber nicht gesehen werden konnte). Für diesen Ausstellungsteil wurde zunächst ausführlich recherchiert. Später eifrig gesägt und gehämmert, geklebt und gemalt, geschraubt usw.

Die Kinder basteln eine Landschaft aus Fischen und anderen Meeresbewohnern und zeichnen eine Reihe von verschiedenen „Meeresfahrzeugen“. Auch ein großes museales, maßstabgetreues Modell-U-Boot haben die Kinder in die Ausstellung integriert. Zum Top-Exponat der Ausstellung wird allerdings ein selbst gebautes „begehbares“ U-Boot. Die Peers haben mit den Peer-Teamerinnen und den Helfern auf Basis ihrer Recherchen rund um das Thema „U-Boote“ mit viel Liebe zum Detail ein Boot gebaut, in das Kinder bis zum Alter von ca. 14 Jahren hineinkrabbeln können. Es vermittelt unter anderem, wie eng so ein U-Boot-Leben ist und bietet die Basis für Erläuterungen von Kindern für Kinder im Museum. Das fertige „Geheim-U-Boot“ hat eine Länge von ca. 2 Metern und ist in der „Dunkelkammer“ der großen „Rohrbach90“-Ausstellung zu finden. Von vorne ist es für den erwachsenen Besucher als normales Ausstellungspodest getarnt. Kleine Besucher erhalten bei Ankunft in der Ausstellung einen geheimen Hinweis…

Eine zweite Gruppe beschäftigt sich mit dem wohl bedeutendsten Kinderfilm von Günter Rohrbach: „die Unendliche Geschichte“.

Im Rahmen der Recherchen entdecken die Kinder, dass Günter Rohrbach auch die „Unendliche Geschichte“ produziert hat. Auf eigene Faust leihen sie sich in der neu erkundeten Bibliothek den Film aus. Sie recherchieren über den Bau der Figuren und entscheiden sich – nachdem es nicht mehr gelingt, Modelle der Figuren aufzutreiben – die Figuren selbst nachzubauen.

Damit dies gelingt, setzen sie sich damit auseinander wie die Originalfiguren für den Film gebaut wurden und bereiten das für die Ausstellung auf. Darüber hinaus bauen sie selbst alle wesentlichen Figuren aus dem Film im Modell nach dem gleichen Prinzip nach. Sie dokumentieren die Entstehung und stellen auch diese dar, indem Zwischenschritte gezeigt werden. Es entsteht so für ihre Ausstellung eine Darstellung der Entwicklung der echten Figuren und parallel die greifbare Darstellung der Dokumentation der Herstellung der eigenen Figuren. So wird beispielsweise ein „halbfertiger“ Fuchur gezeigt. Besonders interessiert sind die Kinder am Thema „Drachen“, so dass ein Sonderausstellungsteil zum Thema „Drachen“ entsteht, bei dem Fuchur (der Drachen der Unendlichen Geschichte) im Mittelpunkt steht.

Die Exponate der Kinder sind im Rahmen der Ausstellung „Rohrbach90“ zu sehen und erfahren durchweg Anerkennung. Zum Abschluss des Projekts führen die Projektkinder gleichaltrige Kinder durch die Ausstellung, aber auch Erwachsenen zeigen sie ihre Exponate. Eine solche Führung soll im Januar erneut wiederholt werden.

Übrigens: im Rahmen der Ausstellung hatten die Kinder die Möglichkeit auch selbst zu kleinen Künstlern zu werden. In einem Karikaturenworkshop erstellten sie ihr Portrait von Günter Rohrbach. Die Fähigkeiten dazu erlangten sie unter fachkundiger Anleitung von Klaus Riefer.

Anmerkung: im Mittelpunkt des Projekts „Museum macht stark“ stand, den Kindern im Alter von 5 bis 15 Jahren und ihren Eltern, die von Hause aus keine Berührung mit Museen haben, mit den Angeboten dieser öffentlichen Einrichtung bekannt zu machen. Durch die Förderung von „Museum macht stark“ wurde uns das außerschulische Projekt im Bereich der kulturellen Bildung ermöglicht.

Ausgehend von einem Ausgangsthema, erhielten die Kinder zunächst die nötigen Kenntnisse, um dann ihre eigenen Ideen umzusetzen. Die Honorarkräfte ließen ihnen dabei weitestgehend freie Hand und boten den Kindern maximal möglichen Gestaltungsspielraum. Gerade die Integration der Exponate in die „offizielle Ausstellung für Erwachsene“ zeigte ihnen, dass sie sich beteiligen können und wahrgenommen werden.

Die Kinder fühlen sich heute im Museum wohl und bewegen sich dort selbstverständlich. Es ist mit dem Projekt gelungen, sie für Kultur zu begeistern und ihren Mut zur gesellschaftlichen Teilhabe zu stärken.